Mein Leben mit Pferden

Pferde haben mich von klein auf in ihren Bann gezogen. Bereits mit fünf Jahren begann ich mit dem Voltigieren, entwickelte dabei ein Gefühl für das Pferd und fand meine Balance. Bald aber wollte ich „richtig“ reiten und bekam Dressurunterricht in einer klassischen Reitschule. Mit den Jahren spürte ich, dass ich anders mit Pferden umgehen wollte, als es dort vermittelt wurde und suchte mir ein Pflegepony. Mehrmals in der Woche kümmerte ich mich nun um Lilly und verbrachte viel Zeit damit, sie zu beobachten und zu lernen, wie Pferde kommunizieren. Dadurch konnte ich mir meinen eigenen Trainingsansatz erarbeiten und schaffte es, Lillys Vertrauen zu gewinnen und mich ohne Hilfsmittel mit ihr zu verständigen. Die Arbeit mit so einem faszinierenden Wesen sowie die ständigen Fortschritte waren für mich als Teenager ein Riesengeschenk. Später konnte ich bei zahlreichen Reitbeteiligungen mit Arabern, Trabern, Freibergern und anderen Pferderassen erleben, wie unterschiedlich diese Tiere sind. Dabei wurde mir klar, wie individuell abgestimmt daher die verschiedenen Trainingsmethoden sein müssen, damit sie funktionieren.

Der Wunsch nach einem eigenen Pferd war immer schon da, blieb jedoch ein Wunsch. Bis ich auf der Suche nach dem passenden Pferd für die Reitschule einer Kollegin mich durch die Angebote auf einer Pferdeplattform scrollte und auf einen schwarzen Andalusier stiess. Mein Traumpferd! Es ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Also vereinbarte ich ein „Rendez-vous“ und fuhr nach Deutschland, aufgeregt und in freudiger Erwartung. Und da stand er! Ein dünnes, unsicheres Pferd mit schlaffen Muskeln namens Muñeco. Der erste gemeinsame Ausritt war dennoch wunderschön. Zum Führen, so hatte man mir gesagt, sei er aber aufgrund seiner Vorgeschichte äusserst schwierig. Und tatsächlich! Kaum war ich abgestiegen, fing er an zu beissen und zu steigen und liess sich nur langsam und mit klaren Signalen beruhigen. Trotzdem war für mich die Sache klar. Schon eine Woche später, im Mai 2021, stand Muñeco bei uns in der Schweiz und unsere spannende Reise konnte beginnen. Seither hat er ordentlich an Muskeln zugelegt, ist ein selbstbewusstes und starkes Pferd geworden und hat sich auch mental weiterentwickelt. Er hat mich gelehrt, was es heisst, korrekt zu kommunizieren. Eine falsche Geste von mir und er explodiert. So zeigt er mir täglich, dass die Arbeit mit Pferden nicht ein Monolog sein darf, sondern als Dialog zwischen Mensch und Tier stattfinden muss.